Jürgen Lasser - Meine Bilder
Eine Werkschau
 
Meine Ausstellung 2014 in der Galerie im Bernstein (zusammen mit Hans Joachim Strauß)
stand unter dem Motto "Ansichtssache"
 


Jürgen Lasser und Hans Joachim Strauß vor Lassers Bild "Die Löffelabgabe"



Hier der tolle Artikel, der am 2. Oktober 2014 in "Der Bote" erschienen ist.
Vielen Dank an Gisa Spandler!

Vielgestaltige Ausstellung im Themenkunstverein


Der Erfolg des Didaktik-Prinzips „Learning by doing“

 

FEUCHT – „Ansichtssache“ ist die aktuelle Ausstellung der beiden Themenkunstväter Hans Strauß und Jürgen Lasser im Café Bernstein überschrieben. Natürlich ist jede Bilderausstellung Ansichtssache, aber die beiden Urgesteine des kleinen Kulturvereins in der Fischbacher Straße meinen mit diesem Titel noch ein bisschen mehr. Ihre Bilder drücken sehr oft auch eine innere Einstellung oder Ansicht aus und bezeichnen andererseits auch mal ganz konkret die Ansicht eines schönen Pos in einer gelungenen Aktzeichnung. Ansichten unterschiedlichster Art also, ausgedrückt in 32 Bildern in der Galerie im ersten Stock. Noch bis Mitte des Monats ist diese Schau zu sehen, eine klug ausgewählte Zusammenstellung thematisch breit gefächerter Werke der letzten Jahre der beiden Maler, die nicht nur durch Vielfalt überrascht, sondern auch eine künstlerische Entwicklung und Reife bei dem Künstler-Duo dokumentiert.

Hans Strauß (72) versteht sich als Autodidakt. Das, was er sich nicht selbst beigebracht hat, hat er sich vom Vater abgeschaut. Der war Architekt und Städtemaler, hat in seinem Leben an die 3000 Aquarelle geschaffen, und der kleine Hans stand daneben und schaute zu. „So habe ich perspektivisch malen gelernt“, erinnert er sich. Der Vater hat ihn nicht etwa darin unterrichtet oder ihm Tipps gegeben, er hat es einfach vorgemacht. Mit Erfolg.

In den Kursen, in denen Hans Strauß vor langem versucht hat, sich weiterzubilden, war er immer besser als die anderen, so dass er nur wenig daraus mitnahm. Wenn man heute seine detailstarken und symbolhaften Bilder betrachtet, die manchmal in ungeheurer Vielschichtigkeit ganze Geschichten darstellen oder Bibelszenen nacherzählen, glaubt man das.

Bei Jürgen Lasser (53) wurde das Interesse an der Malerei am Gymnasium geweckt. Eine Rolle spielten damals in den 70er Jahren die oft sehr farbenfrohen und psychedelisch angehauchten Schallplattencover, die ihn nachhaltig beeindruckten. Das führte schließlich dazu, dass er selber zum Pinsel griff, erst natürlich mit Wasserfarben, später, nach der Schulzeit, in der das Fach Kunsterziehung immer eine wichtige Rolle spielte, mit Acryl. „Richtig intensiv wurde es aber wirklich erst, als ich 2005 im Themenkunstverein gelandet war“, erzählt er. Auch er hat mit Malkursen zunächst nicht so tolle Erfahrungen gemacht, bis er zwei VHS-Kurse besuchte, die ihn voranbrachten. „Learning by doing“ lautete für beide das Erfolgsprinzip. Seit kurzem profitieren sie aber auch von einem monatlich angebotenen Akt- und Porträtkurs „im eigenen Haus“.

Paradigmenwechsel im Konzept

Die Ausstellung, die zu den üblichen Öffnungszeiten des Café Bernstein zu sehen ist, ist das Ergebnis eines Paradigmenwechsels, zu dem man sich vor etwa zwei Jahren im Verein durchgerungen hat. Bis dato gab es lediglich Gemeinschaftsausstellungen, in denen man allen Künstlern, die gewillt waren, teilzunehmen, ein Thema vorgab, zu dem sie arbeiten sollten. Jeder durfte nur ein Bild abgeben, und dieses musste neu sein und das Motto aufgreifen. „Das klingt unspannend“, gibt Lasser zu, kann aber bestätigen, dass einen diese festen Vorgaben, wenn man es schafft, über mehrere Schatten zu springen, künstlerisch gewaltig vorwärts bringen können. Der Nachteil: So kann ein Künstler seine Schaffensbreite natürlich nicht präsentieren. Als Konsequenz hat man nun die Einzelausstellungen geschaffen, die sich mit den Gemeinschaftsschauen abwechseln. Wie bei den Ansichtssachen stellen hier ein oder zwei Künstler ältere und jüngere Werke zu einem Thema aus, wodurch man – wie bei Strauß und Lasser – auch eine gewisse Entwicklung feststellen kann.

So findet man nun in den durcheinander gehängten Bildern der beiden zum Beispiel eine experimentelle Materialcollage von Jürgen Lasser aus früheren Jahren oder eine feuerrote Wand, die aufgeschnitten wirkt und hinter der man ein idyllisches Dorf mit Palmen erkennen kann – die Klimakatastrophe lässt grüßen –, ein Bild, von dem er sagt: „So würde ich das heute nie mehr malen“.

Überhaupt Farben: Lasser liebt das Monochrome, Kräftige, manchmal Düstere, aber auch Kunterbunte, wie in seinem fast naiven Bild vom Paradies. Einen heftigen Kontrast dazu gibt das berührende, zarte Gemälde „Fremdes Land“, ein Aquarell mit Deckweißfarben, in dem nach einem Vulkanausbruch alle Natur in tote, weiße Asche getaucht scheint, während sich vereinzelt schon wieder grüne Pflänzchen aus dem Boden wagen. „Sein bestes Bild“, findet Hans Strauß. Ansichtssache? Nicht nur. Wie vielfältig die kleine Sammlung ist, zeigt eine eher dreidimensionale Komposition, in der beinahe sinnlich greifbar die ekelhafte Flut von Spam-E-Mails dargestellt wird, ein abstoßender Berg, der aus einer zerlegten Computer-Tastatur nebst Kakerlaken quillt. Dann wieder ein psychisch-physisches Chaos, ein Sammelsurium beängstigender Todessymbole, der Mensch an der letzten Schwelle stehend. Die thematische Schwere wird dem Ganzen hier durch den abgegebenen Löffel genommen, der scheinbar ohne weitere Bedeutung in der linken unteren Bildecke liegt.

Viel surreales Material bei Jürgen Lasser, viel Surreales auch bei Hans Strauß. Seine drei Themenkomplexe sind das Religiöse, die Heimat und die Sünde, und nicht selten werden alle drei in einem einzigen Werk angeschnitten wie in dem Bild „Kreuzwandel – Reichsparteitagsgelände“, in dem Ansichten der Stadt Nürnberg unter dem Christuskreuz und dem Hakenkreuz dargestellt sind. Viele seiner Bilder haben etwas Apokalyptisches, sind düster, manche würden sagen „überfrachtet“, Ansichtssache eben. „Die kann man nicht ins Wohnzimmer hängen“, weiß er selber. Aber sie verfangen mit ihrer Expressivität, ihren Anklagen, und nicht zuletzt mir ihrer technischen Perfektion. Ein Hang zum Mystisch-Archaischen, oft am Rande des (Alb)Traumbereichs, immer ambivalent deutbar, lässt sich da ausmachen, selten kommt die heitere Seite des Künstlers, die tatsächlich sehr ausgeprägt ist, in seinen Werken zum Ausdruck, wie bei seinen beiden Aktaquarellen, die er „Schöne Aussicht“ und „Schöne Ansicht“ nennt.

Die nächste Schau ist eine Gemeinschaftsausstellung, steht unter dem Motto „Un-Art“, und wird Mitte des Monats eröffnet.




 

Hans Joachim Strauß "Unterwelt", 2013 (linkes Bild) - Jürgen Lasser "Sonnwendfeuer, 2005



ANSICHTSSACHE!

Neue Ausstellung im Bernstein

Unter dem Motto „Ansichtssache!“ stellen der langjährige Vorstand und Herausgeber des Newsletters des Themenkunstvereins, Jürgen Lasser und der Gründer des Kunstvereins, Hans Joachim Strauß einen Querschnitt ihrer Werke aus.
Es haben sich hier zwei Künstler gefunden, deren Engagement der Kunstförderung in und um Feucht gilt. Obwohl sie altermäßig ein paar Jahre trennen, ticken die beiden, was ihre Sicht der Dinge anbelangt, doch meistens gleich. Oder doch nicht? Vieles ist eben „Ansichtssache!“ Ansichtssache ist auch der dargestellte Inhalt ihrer Kunst: ob Weltenbrand, ob Landschaftsidylle, immer wird versucht, den Betrachter an der Sichtweise der Künstler zum Dargestellten teilhaben zu lassen.
Seit nunmehr 14 Jahren bietet der Themenkunstverein allen Kunstinteressierten die Möglichkeit eigene Werke in der Galerie Bernstein auszustellen. Zuerst ausschließlich in Gemeinschaftsausstellungen und seit kurzer Zeit auch in Einzelausstellungen.
Wegen des hohen Publikumsinteresses werden nun abwechselnd Gemeinschaftsausstellungen zu einem Thema und Einzelausstellungen durchgeführt.
Die nächste Gemeinschaftsausstellung zum Thema „Un-Art“ findet Mitte Oktober statt.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 14.September um 20 Uhr in der Galerie Bernstein, Feucht Fischbacherstr. 10, wird herzlich eingeladen.



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